Die Pille – wirklich der richtige Weg zur Gleichberechtigung beim Sex?
Als in den 1960er-Jahren die erste Anti-Baby-Pille auf den Markt kam, wurde sie schnell zu einem Wahrzeichen für die Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau. Denn endlich konnte diese vollkommen unabhängig vom Mann darüber entscheiden, ob sie Kinder bekommen wollte oder nicht. In dieser Hinsicht eine tolle Sache. Doch was einst als Befreiungsschlag begann, setzt viele Frauen heute unter Druck: Wenn sich der hormonelle Eingriff nämlich auf einmal überhaupt nicht mehr nach Selbstbestimmung anfühlt und echte Alternativen fehlen.
Warum es sich für Frauen und Männer gleichermaßen lohnt, endlich etwas zu ändern und Verhütung zukünftig gemeinsam zu denken:
Ist Verhütung Frauensache?
Weil die Pille zu den sichersten und einfachsten Verhütungsmethoden zählt, hat es sich an vielen Stellen als Selbstverständlichkeit eingebürgert, dass die Frau entsprechende Vorbereitungen trifft. So mancher Mann ist wohl froh darüber, weil er womöglich Erlebnisse hinter sich hat, in denen Kondome (falsch angewendet) das Gefühl wesentlich geschmälert haben oder auch mal geplatzt sind. Und überhaupt: Wenn so manche junge Dame sogar schon lange vor ihren ersten sexuellen Erfahrungen die Pille nimmt, um ihre Akne in den Griff zu bekommen – was sollte dann schon dagegensprechen?
Doch mal ganz abgesehen davon, dass ein Kondom allein aus Ansteckungsgründen in vielen Situationen oberstes Gebot sein sollte: Ist Verhütung wirklich Frauensache? Denn auch wenn die Pille im ersten Moment so einfach erscheint, birgt sie auch zahlreiche Nachteile – von Stimmungsschwankungen über körperliche Störungen bis hin zum vollständigen Verschwinden der sexuellen Lust.
Nehmt euch Zeit, um Alternativen in Betracht zu ziehen.
Wenn du als Frau oder deine Partnerin nicht gerade zu den Frauen gehörst, die die Pille auch über viele Jahre hinweg ohne Begleiterscheinungen nehmen können oder aber die hormonelle Verhütung einfach nicht mehr in Frage kommt, solltet ihr euch ein bisschen Zeit nehmen und euch über Alternativen informieren. Die perfekte Verhütungsmethode gibt es leider nicht – alle haben ihre entsprechenden Vor- und Nachteile. Aber es gibt viele Möglichkeiten und letztendlich muss hier Jede(r) für sich selbst entscheiden, was am besten zu einem selbst passt.
Wichtig ist, dass du selbst die Entscheidung triffst für alles, was mit deinem Körper zu tun hat. Denn abgesehen von Sterilisation und Kondomen findet Verhütung fast ausschließlich auf Seiten der Frau statt und ist teilweise mit erheblichen körperlichen Eingriffen verbunden (z. B. bei der Kupferspirale oder der 3-Monats-Spritze). Das Wichtigste an der Sache Verhütung: Du musst voll und ganz hinter deiner Methode stehen und dich damit wohlfühlen.
Entscheidet gemeinsam über die Verhütungsmethode
Sich informieren und gemeinsam entscheiden bedeutet für beide Partner Verantwortung zu übernehmen. Alle Verhütungsmethoden haben ihre Vor- und Nachteile. Was besonders für Kondome spricht: Viele Frauen entdecken nach dem Absetzen von hormonelle Verhütungsmethoden ihre Libido wieder. Ein schöner Nebeneffekt, von dem beide Partner profitieren!
Der Königsweg: gemeinsam Verantwortung übernehmen
Dass die Entscheidung über den eigenen Körper immer bei einem selbst liegt, schließt gemeinsame Entscheidungen natürlich nicht aus. Am schönsten ist es, wenn ihr euch beide wohlfühlt mit der neuen Verhütungsmethode und gemeinsam Verantwortung übernehmt. Hier lohnt es sich dann wieder, noch einmal über das Kondom nachzudenken. Denn hier können sowohl die Frau als auch der Mann die Federführung übernehmen und beide sind gleichermaßen für die Verhütung verantwortlich. Ihr könnt euch beim Kauf einfach abwechseln und selbst entscheiden, ob ihr dafür kurz in den Laden bei euch in der Nähe geht oder ganz bequem online bestellt – die Kosten und der (geringe) Aufwand sind also absolut gerecht verteilt. Vor allem ist kein Arztbesuch notwendig und ihr braucht nichts zu machen, wobei ihr womöglich Bedenken habt.
Und was mögliche Schwierigkeiten mit Kondomen angeht, keine Sorge: Habt hier erst einmal die richtige Kondomgröße gefunden, sind auch die weitverbreiteten Nachteile nichts weiter als haltlose Ausreden. Alles sitzt perfekt und ihr könnt intensiven und sicheren Sex genießen.
Verhütungsmethoden geschickt kombinieren – z. B. NFP + Kondom
Natürlich könnt ihr auch verschiedene Verhütungsmethoden kombinieren. Die natürliche Familienplanung (NFP) beispielsweise ist ein spannendes Konzept, bei dem die Frau anhand der Signale ihres Körpers erkennen kann, wann sie ungefähr ihren Eisprung hat. Dafür misst sie jeden Morgen ihre Körpertemperatur und mehrmals täglich den sogenannten Zervixschleim. So ergibt sich auf lange Sicht ein monatliches Zeitfenster von ca. 12 bis 14 Tagen rund um die fruchtbare Phase, an denen die Verhütung mit Kondom wichtig ist. An den übrigen Tagen könnt ihr auf eine zusätzliche Verhütungsmethode verzichten. Zum Schutz vor Krankheiten ist ein Kondom natürlich weiterhin angebracht – deswegen ist NFP vor allem für Sex in langfristigen Beziehungen geeignet.
Mit absolut gewissenhafter Durchführung gilt NFP als ähnlich sicher wie die Pille. Bevor ihr diese oder andere Methoden ausprobiert, informiert euch trotzdem immer ausführlich zu den entsprechenden Risiken, damit ihr stets auf der sicheren Seite seid.
Endlich wieder großartigen Sex genießen
Wenn du bisher die Pille genommen hast und nun auf eine andere Verhütungsmethode umsteigst, wird sich das wahrscheinlich deutlich bemerkbar machen – auf eine sehr positive Weise. Viele Frauen entdecken plötzlich ihre Libido wieder und verspüren eine schon vollkommen in Vergessenheit geratene Lust auf Sex. Das bringt womöglich sogar ganz neuen Schwung in eure Beziehung, den ihr ihr ruhig mitnehmen solltet. Schließlich habt ihr euch guten Sex vollauf verdient. Denn Gleichberechtigung und gemeinsame Verantwortung können extrem sexy sein.